Mit «Expressionismus! Werke aus der Sammlung Horn» eröffnete das Kirchner Museum Davos eine mehrjährige internationale Ausstellungstournee der Sammlung Horn, die anschliessend im Museum Ostwall im Dortmunder U und dem Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) weitergeführt wurde.
Die Ausstellung präsentierte über 180 Werke von Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller, Käthe Kollwitz, Ernst Barlach, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Alexej von Jawlensky und Max Pechstein. Die Sammlung Horn, die das Herzstück der Präsentation darstellte, wurde innerhalb sechs Jahrzehnte durch das Sammlerpaar Rolf und Bettina Horn als eine der bedeutendsten deutschen Sammlungen des Expressionismus zusammengetragen. Erstmalig war die Sammlung nun mit mehr als 120 Werken in der Schweiz zu sehen. Im Zusammenspiel mit der Sammlung des Kirchner Museums entstand ein einzigartiger Blick auf das Schaffen der «Brücke»-Maler und anderer expressionistischer Künstler:innen.
Kaum eine Stilrichtung verkörperte den Aufbruch der Moderne in Europa besser als der Expressionismus. Dieser verstand sich zur Jahrhundertwende als Gegenentwurf zu konservativer Bürgerlichkeit und akademischer Malerei und forderte nicht weniger als eine neue Auslegung der Kunst. Statt eine künstliche Ästhetik im Atelier zu reproduzieren, suchten die Expressionist:innen Landschaften und Figuren als Ausdruck einer inneren Gefühlswelt. Die Loslösung der Farbe von der realen Umwelt und der unmittelbare Ausdruck wurden zum höchsten künstlerischen Gut.
Anhand von farbgewaltigen Werken der Brücke-Künstler Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Max Pechstein und Otto Mueller beleuchtete die Ausstellung Motive und Motivationen sowie Themen und Techniken des Expressionismus. Arbeiten von Käthe Kollwitz, Alexej von Jawlensky und Ernst Barlach ermöglichten einen Ausblick auf das expressionistische Kunstwirken der Zeit, das unser Kunstverständnis bis heute prägt.
Spezielles Augenmerk warf die Ausstellung auf die gesellschaftskritischen Züge des Expressionismus. Seine Werke spiegelten eine Zeit intensiver sozialer und ästhetischer Veränderungen wider. Neben den Geschehnissen und Folgen des Ersten Weltkriegs zählten dazu auch der Fokus auf Verstädterung und Industrialisierung, eine radikale Neuinterpretation von Akt und Natur sowie eine Beschäftigung mit außereuropäischen Welten. Gleichzeitig befragte die Ausstellung grundlegende Spannungen und Widersprüche in der Weltsicht der Expressionisten. Ihre Themen, Haltungen und Sehnsüchte wurden in Beziehung zu aktuellen gesellschaftspolitischen Dringlichkeiten gesetzt, um Fragen der exotisierenden Darstellung von Geschlecht, kolonialen «Anderen» und des bäuerlichen Lebens nachzugehen. Für diese gesellschaftliche Perspektive wurden Kadiatou Diallo, Rohit Jain und Katharina Morawek als kuratorisches Begleitkomitee eingeladen. In der Ausstellungsbroschüre finden Sie mehr Informationen zu dieser Zusammenarbeit, zu den umgesetzten und geplanten Interventionen sowie zu den Perspektiven unserer Partner:innen.
Eine gemeinsame Ausstellung des Kirchner Museum Davos, des Museums Ostwall im Dortmunder U, des Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) und der Stiftung Rolf Horn in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf.