Fragen und antworten

Theo van Doesburg (1883–1931), Contra-composition, 1927 – 1928, Öl auf Holz, 39,1 x 31,2 cm, Sammlung Ulmberg, Foto: François Halard

WER SIND DIE ARCHITEKTEN?

Das Kirchner Museum Davos, ein ikonischer Bau aus dem Jahr 1992, wurde von den renommierten Zürcher Architekten Annette Gigon und Mike Guyer entworfen.

Die beiden Architekten, deren Karriere durch den Bau des Kirchner Museum Davos ihren Aufschwung nahm, sind nun erneut beauftragt, den geplanten Erweiterungsbau zu gestalten. Sie haben bereits eine Machbarkeitsstudie vorgelegt, die zeigt, wie der ursprüngliche Bau sinnvoll und harmonisch erweitert werden kann.

Mehr über die Architekten finden sie hier.

WARUM WURDE KEIN WETTBEWERB AUSGESCHRIEBEN?

Bauherrin ist die Ernst Ludwig Kirchner Stiftung. Sie darf Aufträge direkt vergeben. Für das Kirchner Museum Davos ist es ein grosser Glücksfall, mit den beiden international anerkannten Architekten Gigon/Guyer die Zusammenarbeit weiterzuführen. Mit ihrem erneuten Engagement ist sichergestellt, dass der Erweiterungsbau nahtlos an die ursprüngliche Architektur anknüpft und die hohe bauliche Qualität des Museums beibehält. Dies garantiert nicht nur architektonische Kontinuität, sondern auch die Weiterführung des minimalistischen und kunstfokussierten Designs, für das das Kirchner Museum bekannt ist. So lassen sich Synergien zum Ursprungsprojekt nutzen und es kann möglichst zeit- und ressourcenschonend gearbeitet werden.

WIE GROSS WIRD DER ERWEITERUNGSBAU?

Der zusätzliche Grundstückbedarf beträgt 980 m², wobei diese Fläche nicht vollumfänglich bebaut wird, sondern viel Grünraum weiterhin bestehen bleibt und als wichtige Ergänzung in das Konzept des Erweiterungsbaus hineinspielt.

Das Museum erhält die dringend benötigten neuen Kulturgüterschutzräume, um die Sammlung Ulmberg aufnehmen können. Dazu wird die gesamte Ausstellungsfläche um 47 % vergrössert. Auch sind unter anderem ein neuer Veranstaltungsraum sowie neue Räumlichkeiten für Kunstvermittlung und Workshops vorgesehen, um das Programm auch für die Öffentlichkeit wie für Senioren, Familien und Kinder auszubauen.

WAS GESCHIEHT MIT DEM PARK?

Der Kirchner-Park, ein beliebter Erholungsraum sowohl für Einheimische als auch für Touristen, bleibt auch nach dem Erweiterungsbau des Kirchner Museums ein fester Bestandteil des Geländes. Zwar werden 980 m² des Parks für die Bauarbeiten genutzt, doch die Grünflächen und der Baumbestand werden sorgfältig gepflegt und wo nötig ersetzt. Dadurch bleibt der Park weiterhin in attraktiver Form für die Öffentlichkeit zugänglich.

Auch die traditionsreichen Sommerausstellungen und die beliebten Liegestühle im Freien werden im neuen Betriebskonzept als Belebung der Promenade fortgeführt, sodass der Park seine kulturelle Bedeutung bewahrt und weiterhin als Veranstaltungsort genutzt werden kann​.

Wie steht es um ein Parkhaus beim Kirchner Museum?

Ein Parkhaus liegt im Zuständigkeitsbereich der Gemeinde und ist Teil des pendenten Parkierungsplans Mitte, weshalb es nicht zum Projekt des Kirchner Museums gehört. Synergien zwischen den beiden Vorhaben wurden zu Beginn der Planungen geprüft, ergaben jedoch keine Möglichkeiten zur gemeinsamen Nutzung. Das Parkhaus-Projekt ist noch nicht entscheidungsreif und bleibt unabhängig von der Erweiterung des Kirchner Museums. Ein potenzielles Parkhaus wird durch das Museumsvorhaben nicht beeinflusst. Laut Landamman Philipp Wilhelm steht die Gemeinde für mögliche Parkhaus-Lösungen in Gesprächen mit der Eigentümerschaft des Panoramahotels.

GIBT ES EIN CAFÉ IM NEUEN KONZEPT?

Die vorliegende Machbarkeitsstudie zeigt auf, dass ein Museumscafé im Erweiterungsbau grundsätzlich möglich ist. Die Realisierung hängt von diversen Faktoren ab, wie den Kosten und der Umsetzung im Betriebskonzept.

Ein Café ist ein wichtiger Bestandteil eines modernen Museums und verbessert nachweislich die Aufenthaltsqualität. Erfolgreiche Beispiele anderer renommierter Museen zeigen, dass es neue Zielgruppen anspricht. Ein Café könnte die Verweildauer der Besucher verlängern, den Umsatz steigern und den Ort beleben. Die hervorragende Lage zwischen Kirchner-Park und Kurpark macht das Museum zu einem idealen Standort für ein solches Gastronomieangebot.

WAS IST DER MEHRWERT FÜR DAVOS?

Das Erweiterungsprojekt des Kirchner Museum Davos bietet einen grossen Mehrwert für die Davoser Bevölkerung, indem es die wirtschaftliche und touristische Wertschöpfung steigern kann. Durch das erweiterte kulturelle Angebot wird die Attraktivität von Davos aufgewertet. Dies führt nicht nur zu einer höheren Anzahl von Besuchern, sondern auch zu einer ganzjährigen Tourismusförderung. Gleichzeitig profitiert die lokale Wirtschaft von der Vergabe neuer Aufträge an das heimische Gewerbe und von zusätzlichen Geschäftsmöglichkeiten. Deshalb ist ein weiterer wichtiger Aspekt des Projekts die enge Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und Gewerben, um die regionale Verbundenheit zu stärken.

WELCHE TOURISTISCHE BEDEUTUNG HAT DAS PROJEKT?

Erfahrungen aus anderen Museumsbauprojekten in der Schweiz zeigen, dass Neubauten zunächst einen deutlichen Anstieg des Besucherinteresses auslösen, bevor sich dieses nach einiger Zeit auf einem stabilen Niveau einpendelt.

Angesichts aktueller Herausforderungen im Tourismussektor wie Klimawandel, Schneesicherheit und saisonale Auslastungsschwankungen, ist die Entwicklung einer ganzjährigen Attraktion in Davos besonders wertvoll. Der Kulturtourismus wird zunehmend als zentraler Erfolgsfaktor erkannt, sowohl von Schweiz Tourismus als auch von Graubünden Ferien. Dieses Segment spricht eine kaufkräftige, qualitätsbewusste Zielgruppe an, die neben kulturellen Institutionen auch Wert auf hochwertige Gastronomie und ein ganzheitliches Erlebnispaket legt.

Der Kanton Graubünden unterstützt aktuell verschiedene Förderprojekte, die den Kulturtourismus stärken sollen. Damit wird das Kirchner Museum Davos nicht nur zu einer kulturellen Bereicherung, sondern auch zu einem wichtigen Baustein für den langfristigen Erfolg des Tourismus in der Region.

WIE HOCH SIND DIE KOSTEN DES ERWEITERUNGSBAUS?

Für den geplanten Erweiterungsbau des Kirchner Museum Davos wird laut einer vorliegenden Grobkostenschätzung von einer Investitionssumme von rund CHF 11.5 Millionen ausgegangen. Diese Schätzung hat eine Genauigkeit von ± 25 %.

Zusätzlich könnten zwischen 1 und 4 Millionen Franken für notwendige bauliche Anpassungen am bestehenden Gebäude erforderlich sein. Diese Kosten hängen von potenziellen Anforderungen ab, die während des Bauprozesses auftreten könnten, um den Bestand an moderne Standards anzupassen und optimal mit dem Neubau zu verbinden.

WIE WERDEN DIE ZUKÜNFTIG HÖHEREN BETRIEBSKOSTEN GEDECKT?

Die Betriebskosten des Kirchner Museum Davos werden mit dem geplanten Erweiterungsbau steigen, da die zusätzliche Fläche, das erweiterte Angebot und die benötigten neuen Mitarbeitenden höhere Aufwendungen mit sich bringen.

Gleichzeitig hat das Museum aber auch die Möglichkeit, seine Betriebseinnahmen durch eine erhöhte Besucherzahl zu steigern, basierend auf Vergleichsdaten ähnlicher Projekte in der Schweiz. Daher wird die Finanzierung der Betriebsaufwendungen zu rund 75 % aus eigenen Einnahmen sowie privaten Drittmittelgebern und Sponsoren erfolgen können.

Beiträge des Kantons und der Gemeinde bilden den restlichen Bestandteil des Finanzierungskonzepts.

WELCHE BILDER KOMMEN NACH DAVOS?

Das Kirchner Museum Davos erhält insgesamt 99 Einzelwerke, darunter 77 Gemälde, 18 Skulpturen und 4 Zeichnungen. Eine Besonderheit ist das Gemälde Kurische Häuser von Max Pechstein, das sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite bemalt ist.

Die detaillierte Werkliste finden sie hier

WIE IST DIE PROVENIENZ (HERKUNFT) DER WERKE?

Die Sammlung Ulmberg umfasst etwa 100 Werke von der Klassischen Moderne bis zur zeitgenössischen Kunst. Derzeit werden 31 Kunstwerke, die vor 1945 entstanden sind, von der unabhängigen Kunsthistorikerin Dr. Meike Brüggen einer Provenienzrecherche unterzogen. 

Ziel der Forschung ist es, auszuschliessen, dass sich unter den Kunstwerken Objekte befinden, die zwischen 1933 und 1945 in einem NS-verfolgungsbedingten Kontext den Besitz gewechselt haben.

Die Provenienzen werden in vier Kategorien unterteilt:

  • Kategorie A: Eine Provenienz, die für den Zeitraum 1933 bis 1945 ohne Lücken recherchierbar ist und ein NS-verfolgungsbedingter Handwechsel ausgeschlossen werden kann.
  • Kategorie B: Trotz bestehender Lücken ergibt sich kein Hinweis darauf, dass ein Kunstwerk in der Zeit zwischen 1933 und 1945 unfreiwillig bzw. unter NS-verfolgungsbedingtem Druck den Besitz gewechselt hat, die Begleitumstände sind unauffällig.
  • Kategorie C: Es gibt Hinweise auf NS-verfolgungsbedingte Besitzwechsel bzw. dass auffällige Begleitumstände für den Zeitraum 1933 bis 1945 gefunden wurden.
  • Kategorie D: Eine Provenienz, die gleichermassen ohne Lücke für den Zeitraum 1933 bis 1945 recherchierbar ist, in welcher jedoch unzweifelhaft ein NS-verfolgungsbedingter Verlust nachgewiesen werden kann.

Am 11.10.2024 hat Dr. Brüggen dem Museum einen Zwischenbericht zugestellt, wonach aktuell keine der 31 Werke in die Kategorien C oder D eingeordnet werden müssten. Mindestens 15 Werke fallen in Kategorie A, während 16 in Kategorie B eingeordnet werden, da hier noch Recherchen ausstehen, jedoch keine Hinweise auf einen NS-verfolgungsbedingten Besitzwechsel gefunden wurden.

Dieser Stand der Forschung ist vorläufig, und nach Abschluss der Recherchen gegen Ende November 2024 wird eine weitere detaillierte Einschätzung vorgenommen und ein Abschlussbericht veröffentlicht.

WIE IST DER ZUSTAND DER SAMMLUNG?

Das Kirchner Museum Davos beurteilt den Gesamtzustand der Sammlung Ulmberg als sehr gut.

Gemäss einem Exposé des Bregenzer Ateliers für Konservierung – Restaurierung vom 11.10.2024 zeigt sich die Sammlung Ulmberg in Summe in einem sehr guten und gepflegten Erhaltungszustand. Zudem sind die allermeisten Gemälde qualitätsvoll gerahmt. Bei einem hohen Prozentsatz der Kunstwerke handelt es sich um die Originalrahmen. Einige Bilder sind darüber hinaus auch verglast. Das Exposé finden sie hier

In den letzten Monaten konnten von den Experten 52 Kunstwerke der Sammlung Ulmberg im Original besichtigt werden, darunter der gewichtigere Teil der Sammlung, der zurzeit im Kirchner Museum Davos ausgestellt ist.

Es ist geplant, den restlichen Teil des Konvolutes bis spätestens Frühling 2025 abschliessend geprüft zu haben.